Fanclub schenkt Freude, Geld und Freiheit

FC Bayern-Fanclub Hofherrnweiler spendet 7500 Euro an Menschen mit Mehrfachbehinderungen und wird vor einem Fußballspiel gegen den FC Bayern München selbst beschenkt

Obwohl wir ein recht forderndes Fußballspiel in den Knochen hatten, obwohl wir dabei gegen den FC Bayern München gespielt haben und das in seinem Wohnzimmer, obwohl wir unsere Spendenbilanz beträchtlich nach oben geschraubt haben und obwohl wir ein ganz besonderes Beförderungsmittel benutzen durften, war es Chrissi, der uns am meisten beeindruckt hat; Chrissi und „seine Familie“.

Dass sich Wertigkeiten komplett verschieben, wenn man einen schweren Schicksalsschlag erlebt, das wissen alle, die selbst von solch einem Schlag getroffen wurden. Der FC Bayern-Fanclub Hofherrnweiler bemüht sich seit seiner Gründung vor 15 Jahren, durch Geldspenden einen kleinen Beitrag zur Linderung dieser Not zu leisten. Egal ob man es als gesellschaftlichen Auftrag, menschliche Pflicht, einen Solidarbeitrag der Nichtbetroffenen oder schlicht als ein Bedürfnis versteht, man hat das Gefühl etwas Richtiges zu tun und es macht ein Stück zufriedener. Dass es aber auch beim Nichtbetroffenen Wertigkeiten verschieben kann, wissen die Mitfahrer seit ihrem Besuch bei Chrissi.
Chrissi ist ein junger Mann mit schweren Mehrfachbehinderungen und er ist einer von 54 Mitbewohnern, die ganzjährig in neun Wohngruppen in einem Wohnheim in München leben. Das Wohnheim ist Teil einer Organisation, die zudem aus Schule, Förderstätte und Kurzzeitwohnen besteht und in Trägerschaft der Helfende Hände gemeinnützigen GmbH steht. Und Chrissi ist eingefleischter Fan des FC Bayern. Wir haben Chrissi und „seine Familie“ in den Wohngruppen besucht und in kurzer Zeit tiefe Einblicke bekommen. Neben dem geduldigen Bemühen der Betreuer um jeden Bewohner, um eine kleine Geste, als Zeichen funktionierender Kommunikation und die Freude, wenn die Unterhaltung in ein kleines Lächeln oder auch „nur“ in leuchtende Augen mündet, haben wir Kurzzeitbesucher eine bemerkenswerte Feststellung einer Betreuerin nach Hause mitgenommen: „jedes Mal, wenn ich nach Hause gehe, weiß ich, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe, denn ich habe mindestens einem Menschen etwas Gutes getan.“

Und dann sollte ja noch Fußball gespielt werden. Während Chrissi und drei seiner Mitbewohner reisfertig gemacht wurden, wartete auf die Fanclubtruppe eine mega Überraschung. Die Fahrt aus dem Münchner Westen zum Fußballspiel an der Säbener Straße wurde mit dem originalen Mannschaftsbus angetreten, mit dem die Bayern 2013 zu 50 Siegen in 56 Pflichtspielen gefahren wurden. Der Bus, in dem die Bayern das Triple gefeiert haben. Ein mehr als gutes Omen für eine Mannschaft, die gerade zu einem Auswärtsspiel im „eigenen Wohnzimmer“ fuhr. Denn was anderes ist die Säbener Straße für einen Bayern-Fan? Dass der Optimismus dennoch nicht zu groß war, lag am Gegner, der immerhin amtierender Süddeutscher AH-Meister und dritter der letzten Deutschen Meisterschaft ist. Und im Gegensatz zu unserer Fanclubtruppe im regelmäßigen Trainingsbetrieb steht. Dass es dann die erwartete Packung gab, konnte die Befriedigung auf dem „heiligen Rasen“ dabei gewesen zu sein nicht schmälern. Zum Sportlichen sei nur gesagt, dass unserer Torfrau! ein paar tolle Paraden gegen die Freizeitprofis gelangen.

Aber wir waren ja auch noch aus einem anderen Grund dort. Als Stiftung ist die Organisation Helfende Hände auch auf Spenden angewiesen. Um die Wohnheimbewohner auch am Leben außerhalb der Unterkünfte teilhaben zu lassen, benötigt man Spezialfahrzeuge. Auf ein solches wird in der Einrichtung im Moment hin gespart und der Fanclub beschloss, einen Teil dazu beizutragen. Im Rahmen des Fußballspiels übergab der Fanclub-Vorsitzende Achim Pfeifer einen Scheck über den Betrag von 7500 Euro an die Vertreter der Helfenden Hände. Er freute sich, dass „wir damit als kleiner Fußballfan durch die Ermöglichung von Besuchen von Veranstaltungen zur sozialen Integration dieser Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen beitragen können“.

Das Fazit bei der Ankunft um Mitternacht vor dem Vereinsheim in Hofherrnweiler nach dem Besuch bei neuen Freunden, nach einem Fußballspiel auf einem Rasen, den man sonst nur mit dem Fernglas beobachten darf, nach einer Fahrt mit Triple-Gänsehaut und einem finanziellen Beitrag zu mehr Freiheit für behinderte Menschen sprach einer der Fanclubkicker den anderen aus dem Mund: „wenn ich jetzt nach Hause gehe, weiß ich, dass ich meinen Tag heute richtig gewählt habe, denn ich habe mindestens einem Menschen etwas Gutes getan“.
Und der Fanclub-Vorstand konnte feststellen, dass satzungskonform gehandelt wurde, denn dort wurde verankert, dass alleiniger Satzungszweck die Beschaffung von Mitteln für soziale Hilfen ist, was mit der jetzt aktuellen Spendengesamtsumme von 62.500 Euro eindrucksvoll belegt werden kann.

Vorsitzender Pfeifer bei der Scheckübergabe an die Vertreter von Helfende Hände. Dahinter Chrissi und seine Mitbewohner, die sich das Fußballspiel nicht entgehen ließen. Die Mannschaft des FC Bayern in Blau und des Fanclubs in Rot und einige mitgereiste Fans.

Foto und Text
Bernhard Kohn

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Bericht auf der Homepage von Helfende Hände –>    https://www.helfende-haende.org/benefizspiel/